Kinderschutz geht uns alle an! – Zu Zeiten der Coronapandemie, insbesondere in den Phasen des Lockdowns, erhielt dieses Thema eine besondere Aufmerksamkeit. Zahlen von Kindeswohlgefährdung in Dortmund sind hoch und stiegen weiter an.
Im Rahmen der Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher wurde deutlich, dass die Auseinandersetzung mit einzelnen Fragestellungen zum Kindeswohl intensiver geführt werden sollte. Die Idee zur Durchführung eines Fachtages durch die Fachschule für Sozialpädagogik – organisiert von Studierenden für Studierende – fand schnell großen Anklang.
Über ein Jahr arbeiteten Studierende unterstützt durch Lehrkräfte an einem Fortbildungsprogramm mit 14 Workshops, die durch Kooperationspartner der AWO Dortmund, der FABIDO sowie durch externe Referent:innen bereichert wurden.
Dank einer Finanzierung aus dem Programm „Aufholen nach Corona“ - Aktionsplan Teilhabe und Bildung – konnten alle Ideen und Vorhaben der Studierenden realisiert werden.
Am 20.09.2022, dem Weltkindertag, eröffnet der Schulleiter, Herr Klaus Krutmann, für 350 Teilnehmer:innen den Fachtag und bekräftigte die gesellschaftliche Verantwortung aller, Kindern eine schützende sowie entwicklungs- und bildungsfördernde Kindheit zu ermöglichen. Das sich anschließende Grußwort der Sozialdezernentin Birgit Zoerner leitete gut zu den Themen der sich anschließenden Workshops über, indem es Perspektiven von beiden Lernorten - Schule und pädagogische Praxis – betonte.
Worum ging es nun inhaltlich genau?
In Form einer Plakatausstellung „Kindeswohl - Kindeswohlgefährdung“ und des Kurzfilms „Kindeswohlgefährdung hat viele Gesichter“ erhielten Teilnehmer:innen Einblicke in grundlegende Definitionen und Formen unterschiedlicher Ausprägungen von Kindeswohlgefährdungen. Die zum Teil sehr kreativ dargestellten Eindrücke regten in den Veranstaltungen den Austausch und vertiefende Fragerunden in den Kleingruppen an.
Workshopangebote mit der Ausrichtung präventive Arbeit zum Schutz des Kindeswohls gestaltete eine Lerngruppe mit dem Fokus auf die demokratische Erziehung. Kinder bereits im frühen Alter partizipativ zu beteiligen, gilt als fester Bestandteil pädagogischer Arbeit.
Zudem wurde der historische Kontext eröffnet durch ein Bilderbuchkino, das die Schicksale des Reformpädagogen Janusz Korczaks und seiner Heimkinder emotional berührend vermittelte und sichtbar machte, dass der pädagogische Wille, Kindern durch Partizipation zu ihrem Recht zu verhelfen, bereits in den 1920er-Jahren vorhanden war.
Unter dem Thema „Kindliche Sexualität verstehen, schützen und begleiten“ – mithilfe von Impulsfragen, die eine eigene Auseinandersetzung mit dem Thema Sexualität im beruflichen Kontext ermöglichten, fand ein weiteres Seminar statt. In Kleingruppen beschäftigten sich die Studierenden mit dem Erkennen und dem Umgang mit kindlicher Sexualität in ihren Praxiseinrichtungen. Unterstützend wurden hilfreiche Materialen verteilt, die die Thematisierung von Sexualität in Einrichtungen methodisch ermöglichen.
In den Workshops „Mein Körper gehört mir“ und „Taffy- ich kann brüllen wie ein Löwe“, wurden die gleichnamigen Projekte zur Prävention sexualisierter Gewalt thematisiert.
„Prävention fängt da an, dass wir Kinder unterstützen, zu sagen, was sie wollen“, so eines der Ziele dieser Projekte.
Einen besonderen Blick in der pädagogischen Arbeit gilt es auf die Rolle der pädagogischen Fachkraft zu werfen. Immer wieder sehen sich Fachkräfte mit falschen Vorwürfen konfrontiert. Im Verlauf des Workshops setzten sich die Lernenden intensiv mit eigenen „wunden Punkten“ auseinander – mit Dingen, die niemand sagen darf, da sie verletzen, wütend und sprachlos machen. Dinge, mit denen die Lernenden aber potenziell in der Praxis konfrontiert werden könnten und insofern Handlungsstrategien benötigen.
Aber auch die Bandbreite der Erscheinungsformen des Adultismus` wie unbeabsichtigte Grenzverletzungen, Übergriffe bis hin zu strafrechtlich relevanten Formen der Gewalt, wurden anhand alltäglicher Praxisbeispiele erörtert.
Die pädagogische Zielgruppe, insbesondere Kinder und Jugendliche, sind häufig (noch) nicht in der Lage, ihre Gefühle wahrzunehmen, zu deuten und sprachlich auszudrücken. Pädagogische Fachkräfte müssen erkennen können, was im Umgang mit Kindergefühlen wichtig ist, damit diese ernst genommen und besser verstanden werden – zudem sollten sie Kinder unterstützen, damit diese ihre Gefühle als Wegweiser nutzen lernen. Weiter ging es darum, wie Kinder ihre Gefühle maskieren (z. B. durch „Montagsbauchschmerzen“) und wie sie demaskiert werden können. Gewinnbringende Techniken der Kommunikation und Fragetechniken, die im systemischen Beratungsansatz beheimatet sind, wurden praktisch erprobt.
Konkrete Unterstützungsangebote wurden in den Workshops unter Beteiligung einer Mitarbeiterin des Jugendamtes, aber auch durch weitreichende Informationen zum Kinderschutzbund und der Organisation des Weißen Ringes offeriert.
In allen thematischen Workshops wurde vor allem der deutliche Theorie – Praxis Bezug betont und im Fazit zum Fachtag von den Teilnehmer:innen besonders positiv hervorgehoben.
Ein gelungener Fachtag unter Mitwirkung aller an der Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft Beteiligten, der zur Wiederholung einlädt.